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  • Stefanie Burr

Wer braucht eigentlich das Meer? Warum unser erster Strandtag zu viert eine Katastrophe war.


Sommer, Sonne, Urlaubsbilder. Fantastische Fotos von fernen Stränden – Familien ohne Frust, Ausflüge ohne Pannen oder düstere Wolken am Himmel. Bei so viel heiler Welt musste ich glatt an unseren ersten großen Urlaub zu viert denken. Das Mädchen war drei, der Bursche gerade ein Jahr alt. Meine Güte, mussten wir da noch üben! Aber lest selbst, was ich damals dazu aufgeschrieben habe...

Endlich Urlaub. Fünf Wochen Ferienhaus mit Blick auf den himmelblauen Atlantik. Nur fünf Autominuten bis zu einem fantastischen Badestrand. Was braucht man noch zum Glück? (Das liebe Leben flüstert „Gelassenheit“. Doch der Ozean rauscht so laut, dass ich es leider überhöre.)

Als der erste Strandtag ansteht, lacht die Sonne. Das Herz auch.

Noch.

Wir sind entspannt und haben einen guten Plan. Schnell frühstücken und Picknick vorbereiten, die Kinder eincremen, fertig und los. Dann sind wir am Meer, bevor es richtig heiß wird. Also packen wir die Taschen.

Packen, packen und packen.

Trinkflaschen, Essen, Windeln, Taschentücher, Feuchttücher, Handtücher, Strandtücher... Ein gutes Buch und Zeitschriften natürlich nicht. Diese Illusion haben wir vorsorglich am Flughafen abgegeben. Dafür kommt jetzt Buddelzeug mit. Und ein großes aufblasbares Dings. Schnuller, ganz wichtig.

Zum Schluss die Strandmuschel nicht vergessen – die Kinder werden schließlich darin Mittagsschlaf halten.

Nun suche ich aber erst einmal die Sonnenmilch. Wo ist die verdammte Sonnenmilch? Als ich sie gefunden habe, sind die Kinder bereits angezogen. Macht nichts, dann cremen wir sie eben am Strand ein. Schließlich rennt die Zeit und wir sind immer noch nicht von der Stelle gekommen.

Jetzt muss die Große auf den Thron. Das kann dauern. Kein Problem, denn der Kleine ist inzwischen wieder müde und scheint dringend ein Morgennickerchen zu brauchen. Und weil wir immer noch mittelprächtig entspannt sind, kommt es auf die zwanzig Minuten jetzt auch nicht mehr an.

Ich lege mich mit ihm hin. Die Lider fallen ihm zu. Und wieder auf. Und wieder zu. Und wieder auf. Als das Augen-Pingpong nach einer halben Stunde nicht zu Ende ist, entschließen wir uns loszufahren. Die drei großen Taschen samt Kindern ins Auto gehievt und los. Es ist mittlerweile Vormittag. „Haben wir die Sonnenhüte eingesteckt?“ Ähhh... Also noch mal zurück.

Jetzt wird alles gut.

Huch. Irgendwie haben wir gedacht, der Parkplatz sei viel näher am Strand. Wir schleppen Taschen und Sprösslinge gefühlte drei Kilometer bis wir endlich das Wasser erreichen. Die Einheimischen, die trotz Kindern nur mit Handtuch über der Schulter und einem kleinen Beutelchen unterwegs sind, schlendern demonstrativ gelassen an uns vorbei. Die Mittagssonne brennt erbarmungslos schadenfroh auf uns herunter. Die Entspannung zieht sich weise an einen schattigeren Ort zurück und lässt uns ihre Stieftochter, die Hoffnung da.

„Liebling, geht das nicht schneller mit der Strandmuschel?“ (...) „Was guckst Du denn jetzt so genervt?!“

Die Sonnenmilch lässt sich nicht verschmieren, es kleben bereits Unmengen Sand auf der verschwitzten Kinderhaut. Das mit den langärmligen Hemden hätte funktionieren können, wenn ich sie nicht auf dem Bett im Ferienhaus hätte liegen lassen. Der Kleine weint jetzt unentwegt. „Hast Du Hunger? Hier ist ein Apfelstück. Aber nein, nicht in den...“ Wenn jetzt einer sagt, Sand reinigt den Magen, drehe ich durch. Wenigstens sind wir am Meer.

Wären nur die Wellen nicht so hoch. Die Große schluchzt, das Wasser hat sie umgeworfen und das Salzwasser brennt in den Augen. „Buddelt doch ein wenig im Sand!“ Spitzenidee – wäre der nicht schon so heiß, dass man Spiegeleier darauf braten kann. Der Kleine quengelt müde vor sich her. Die Strandmuschel ist ein Treibhaus, an Schlaf ist nicht zu denken.

Jetzt heulen alle.

Nach einer dreiviertel Stunde geben wir entnervt auf, packen zusammen und buckeln alles wieder zum Auto. Es folgen ein schnelles Essen und ein erholsamer Schlaf im kühlen Feldsteinhaus. Am Nachmittag füllen wir ein kleines Planschbecken mit Wasser und lehnen uns entspannt mit Käffchen und Kuchen unterm Sonnenschirm zurück. Die Kinder spielen glücklich mit bunten Förmchen. Vom Meer weht eine herrliche Brise auf unsere Terrasse. Das Meer. Wer braucht eigentlich das Meer?

P.S. Heute sind wir natürlich Vollprofis. Das Ihr das ja alle wisst. (Besonders Ihr, Ihr arschcoolen Spanier. Also nicht, dass mich das wurmt. Aber irgendwann kommen wir wieder und werden es Euch zeigen!)

Im Waschbecken kann man übrigens auch richtig toll plantschen!

Und im Pool kann man es auch gut aushalten.


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